jaa hier is mal der 1. Teil
Die kleine hellblaue Tablette rutschte mir aus den Fingern. „Shit!“, schrie ich, doch die Pille war schon im Abfluss verschwunden. Na super... kriegen wenigstens die Kanalratten noch etwas Stimmung... Da unten ist es sicher nicht sehr lustig. Doch was mach ich jetzt? Ich kramte noch eine der Tabletten aus der Tasche meiner Schmutzigen Jeans. Meine Hand fing an zu zittern und ich schob mir die Tablette schnell in den Mund aus Angst auch die zu verlieren. In dem Moment wurde mir schwindelig und ich sank zu Boden. Ein Schmerz zog sich durch meinen Kopf. Doch es war ok. Es war tausendmal besser als dieser Schmerz im Herzen den ich Tag und Nacht spürte. Langsam klang das Kopfweh ab und ich rappelte mich auf. Die schmutzige Toilette des Abteils 'A' drehte sich vor meinen Augen und ich stolperte blind zur Tür. Dort hielt ich mich fest und riss sie auf. Der kalte, weiße Flur war leer und so schlich ich mich schnell in mein Zimmer. Wenn man es überhaupt Zimmer nennen kann. Ich nenne es Dose. Ja es war meine Dose. Klein und Eckig so wie Dosen sind. Oder sind Dosen eckig? Keine Ahnung ich habe schon so lange keine Dose mehr gesehen... Unter meinem Bett aus Draht und einer harten Billigmatratze wahrscheinlich von Kick, war ein Messer versteckt. Ich zog es aus den Drahtleisten und hielt es mir an den Arm. Langsam fuhr ich mit der Spitze über die zwölf feinen, geraden Linien, die schon auf meinem Arm waren. Für jede Pille eine Linie, gezogen mit Liebe. Ich setzte neben dem frischesten Strich das Messer an und drückte sanft auf. Ich drückte immer fester und spürte langsam den Schmerz. Mein Arm brannte doch es tat gut. Es tat so unglaublich gut wie dieser Schmerz sich durch den Körper zieht, wie er jede Stelle liebkost. Als ich die Klinge hochhielt war sie rot von meinem Blut. Ich hörte von draußen ein Geräusch und sprang schnell auf.
Dann wurde es mir schwarz vor Augen und das letzte was ich hörte war das klirren des Messers das zu Boden fiel.
„Sie wacht auf! Schnell, ihr müsst herausfinden wer sie ist.“ Ich öffnete blinzelnd die Augen und sah mich um. Ich lag schon wieder auf diesem Stuhl unter diesem blendendem Licht. Ich schloss die Augen wieder, da das Licht brannte. „Ich bin ich und niemand anders. Wann kapiert ihr das endlich?“, seufzte ich leise. „Beweise es uns.“, flüsterte eine Stimme so nahe an meinem Ohr dass ich zusammenfuhr und sich die Haare auf meinem Arm aufstellten. Ich seufzte noch einmal und erklärte: „Ich bin Julié Santanna. Ich wurde am 13.01.1997 geboren. Es war ein Freitag. Ich bin 14 Jahre alt, meine Mutter ist Tot und mein Vater in einer Psychiatrie wegen Alkohol und Drogenproblemen. Ich selbst bin in einer Psychiatrie doch ich verstehe nicht wieso. Sie sagen ich habe eine Krankheit. Eine Störung... ich verstehe nicht. Kann ich bitte zurück in meine Dose?“
Die Ärzte blickten mich stumm an. „Deine Dose?“ Ich nickte. Eine Frau kam zu mir: „Keine Angst Julié, wir bringen dich in dein Zimmer zurück.“ Ich senkte den Kopf und stand auf. Schnell zog ich den langen Ärmel des Weißen OP-Kittels über meinen Arm und ging hinter der Frau her. Ich beobachtete sie genau. Sie war neu und ich kannte sie noch nicht. Sie hatte orange Haare und ihre Locken fielen ihr ins Gesicht. In dem Moment drehte sie sich zu mir um, weil ich stehen geblieben war. Wieder begann sich alles zu drehen und mir wurde schwindelig. Ihre blaugrünen Augen starrten mich verwundert an. „Ist alles in Ordnung?“ Ich biss die Zähne zusammen und nickte.
„Wieso?“, flüsterte ich gerade so laut, dass sie es hören konnte. Sie blickte mich nur stumm an und dachte nach. „Wieso?“, fragte ich eindringlicher, „Wieso bin ich hier? In diesem Haus. Es ist eine Psychiatrie oder? Wieso bin ich hier?“ Den letzten Satz schrie ich laut und er hallte durch den leeren Gang. Dann klappte ich zusammen und schlug hart auf dem kalten Laminatboden des Flurs auf.