Gast Gast
| Thema: Wolken am Horizont (Running Free) Mi 25 Feb 2015 - 22:10 | |
| Lest doch wenn ihr Zeit habt, und ich bitte um Kritik ;) xD LG Brombeernacht - Prolog:
Die kahlen Felswände schienen auf sie zuzukommen. Der steinige Boden dröhnte unter der Vielzahl der schweren Hufe, die in einem unglaublichen Tempo auf die steile Felswand zuhielten. Der Raum um sie herum war wie ein Trichter - doch es führte kein Weg hinaus. Sie waren eingekesselt. Die Panik in der Herde war fast greifbar: Alle Pferde waren dünn und hatten lange glatte Mähnen, die im Mondlicht silbern funkelten. Und alle ihre schmächtigen Flanken zitterten und ab und zu konnte man ein angstvolles Schnauben in den Reihen der eingeschlossenen Pferde heraushören. Doch nicht alle tänzelten herum: Aus dem Schatten in der Nähe der Felsen löste sich eine einzelne Silhouette. Er war riesig, tiefschwarz mit nur einem Stern auf dem Kopf. und er trat eines schnellen und anmutigen Schrittes vor und stellte sich vor die Herde, den Kopf hoch erhoben und seinen Schweif aufgestellt. Die übrigen Herdenmitglieder senkten den Kopf und begannen zu scharren. So lautete das Gesetz der Herde. Sobald der Leithengst den Befehl gab zu kämpfen, verteidigte jeder die Herde mit seinem Leben. Alle, bis auf einen.
Ein grauer, nicht ganz so imposanter Hengst brach durch das Gedränge der eng zusammengerückten warmen Pferdeleiber. Kaum stand er auf freiem Feld, stolzierte er mit stolz geblähter Brust und arrogantem Blick am Leithengst vorbei. "Sieh an, sieh an" höhnte das graue Pferd mit Abscheu in den Augen, als sein Blick sich auf die ängstlichen Herdenmitglieder legte. "Das ist also aus deiner ehrenwerter Herde geworden!" wandte er sich dann dem Leithengst zu, der immer noch kampfbereit dastand. Dann stiess der Graue ein Schnauben aus und setzte hinzu: Und du, oh grosser Leithengst? Hast du vor, deine Herde in den Tod zu führen! Ach ja, du hast keine andere Wahl, so verlangt es das Gesetz!" Da rührte sich der grosse Rappe und ging bemessenen Schrittes auf den grauen Hengst zu, der ihn ohne Besorgnis näherkommen liess. "Nachtschleier, du hast es gewagt, den Schwur zu missachten! Du hast die Herde verraten! Der Sternenhengst wird es nicht dulden...!" begann der Rappe seine wütende Rede, doch da grinste Nachtschleier so verschlagen, dass der Leithengst seinen Redefluss abbrach. "Ach ja, der Sternenhengst!" sagte da Nachtschleier abfällig, "Er, der das Wasser fliessen lässt und macht, dass das Gras wächst! Er, der die Toten ruft und die Lebenden wird führen zu Ruhm! So steht es doch geschrieben, nicht wahr? In deinem ach so wertvollen Gesetz!" Er erlaubte sich ein maliziöses Lachen. "Er ist allwissend!" rief jemand aus der Herde. Nachtschleier senkte den Kopf, doch nicht aus Demütigung, sondern weil er sein Lachen unterdrücken musste. Dann sprach er, und diesmal klang es anders. Hatte er bisher einfach nur spöttisch und schmeichelnd geredet, waren nun seine Worte voller Zorn: "Allmächtig ist Er, da ist keine Widerspruch möglich! Sonst hätte er uns, der Vollmondpferdeherde, keinen so tollen Leithengst ernannt, nicht wahr?" Seine Augen funkelten schwarz und gefährlich, als es schliesslich aus Nachtschleier herausbrach: "Ich hätte der Leithengst sein sollen, ich bin des Blutes, welches seit Ewigkeiten diese Herde beherrscht! Ich bin der Erbe des Schattenspringers, nicht du!" Die letzten Worte waren an den Leithengst gerichtet. "Und nun soll wieder das Blut meines Vaters herrschen. Von Schattenspringer, der dem Vollmond entsprungen ist! Schattenspringer lebe hoch! Und nun stirb, wie es dir Recht geschieht, Morgenstern!" Bei diesen Worten brachen Dutzende von Pferden aus dem Eingang des Trichters heraus. Und gleichzeitig sprang der rabenschwarze Hengst Morgenstern auf Nachtschleier zu. Doch kaum hatten seine Hufe sich vom Boden abgehoben, nahm Nachtschleier einen länglichen Ast und schlug ihn dem prachtvollen Leithengst in den Bauch. Morgenstern knickte ein. Und dann lag er im Staub. Hufe trampelten über ihn hinweg, als sich die Herde des Morgenstern gegen die fremden Herden stürzte. Sie rochen nach Wind und nach Schnee, nach Sturm und Sonne. Und jeder wusste, dass jede Herde Verluste erleiden würde. Und der Kampf wütete, bis sich der Himmel blutrot färbte und der Regen in grossen Tropfen auf das Fell des grossen Morgernsterns fiel. |
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