Efeuelfchen und Sternentroll
„Hier müsst ihr auch noch durch, los, sonst ist sie gleich wieder weg.“ Geschäftig turnten die kleinen Wesen mit den bunten durchscheinenden Flügeln um eine Wurzel herum und hantierten mit einer Ranke. Sie reichten das Ende der Ranke herum, bis es an den richtigen Ort gelangte, wo es dann sofort durchgefädelt und festgezurrt wurde. Einige der Wesen lachten, als sie ihr Werk begutachteten. Als sie zurücktraten, wurde der Blick frei, auf eine winzige Figur, welche mit angsterfüllten, rauch grauen Augen von einem zum andern sah. Die Ranke umwand deren Körper vollständig, sodass nur der Kopf zu sehen war. „Das kommt eben davon, wenn man seinen Platz nicht kennt, du stinkendes Efeuelfchen!“, eine etwas zu rau wirkende Stimme erhob sich über die andern und eine grossgewachsene Elfe mit rosa leuchtenden Flügeln und kunstvoll hochgesteckten gelblichen Haaren trat genau vor die Gefesselte. Sie war blass, genau wie alle neben ihr und es schien ein so zartes Wesen zu sein, dass man es nur berühren müsste, und schon zerfiel es zu Staub. „Kommt wir wollen sie hier den Hummeln überlassen, obwohl diese sich bestimmt nicht lange mit ihr begnügen können. Als ob sie Blütenstaub abzugeben hätte. Das wird die Hummeln aber gar nicht freuen.“ Mit einem hämischen lächeln erhob sich die Elfe in die Luft und die ganze Gruppe folgte ihr sogleich. Alle bis auf eine sehr dürr geratene, die durch ihr Lila schimmerndes Haar sofort auffiel. „ Aber Zynthia, wir werden sie doch wieder holen?“ Ihre Stimme passte besser zu ihr als die der ersten. Sie war fein und hell, wie der Klang der ersten Maiglöckchen im Frühling. Zynthia, die grosse Elfe blieb mit den Flügeln flatternd in der Luft stehen. „Hast du etwa Mitleid mit so einem Komposthaufen? Vergiss sie, uns bleiben genug andere, komm jetzt Malis, wir gehen. Königin Halha beginnt sicher bald mit der Abendsonnen Zeremonie, oder willst du meine Tante etwa verärgern?“ In ihrer stimme war ein Ton der es gewohnt war keinen Wiederspruch zu erfahren, das wusste die kleine festgebundene Efeuelfe nur zu gut, und so wunderte sie sich auch nicht, als Malis ihr noch einen letzten, reumütigen Blick zuwarf und dann hinter den andern Blumenelfen her flatterte.
Nun war sie ganz allein. Alle hatten sie verlassen. Die Efeuelfe versuchte ihre Hände unter der festen Ranke zu bewegen, doch ohne jeglichen Erfolg. Sie wusste, sie war nicht die erste Elfe der so etwas passierte. Immer wieder geschah es, dass bestimmte Elfen verschwanden, sie wurden dann nie mehr gesehen im Elfendorf. Doch jetzt war sie es, und nun wusste sie was mit all den armen Schwestern und Brüdern geschehen war. Sie hatten so wie sie selber an einem Baum ausharren müssen, in der Hoffnung dass die Hummeln sie nicht fanden. Doch wenn nicht die Hummeln kamen, was sollte dann mit ihr passieren? Schreckliche Gedanken durchzuckten ihren kleinen Kopf mit den langen Nussbraunen Haaren, die ihr in einem langen Zopf geflochten, bis zur Taille reichten. Sie würde verhungern, oder gar einfach in der glühend heissen Sommersonne vertrocknen. Man würde sie nie finden, ihr Körper wäre dann nichts als zerfallenes Laub am Fusse einer alten Weisseiche. Wenn sie gekonnt hätte, so hätte sie wohl begonnen zu zittern. Mut war noch nie ihre Stärke gewesen. Seit sie wusste, hielt ihre Mutter sie immer an, sich ruhig zu verhalten und die Blumenelfen bloss nie direkt anzuschauen. Viele ihrer eigenen Art hatten über die Jahre einen Buckel bekommen, weil sie ewig auf den Boden starrten. Sie waren nur die Arbeiter unter den Elfen. Ihnen war Spass und die Freude am Frühlingslicht nicht erlaubt. Ihre Mutter hatte bis zu ihrem Tode Spinnweben zu Stricken gesponnen, welche benötigt wurden um die feinen Netze zu flechten, mit denen sie die Pollen und den Blütenstaub in der Luft einsammelten. Doch irgendwann konnte sie nicht mehr und sie hatte die kleine Efeuelfe alleine gelassen. Sie hasste es eine Efeuelfe zu sein. Sie waren die einzigen überlebenden Elfen, die keiner Blumenrasse angehörten. Besonders viele von ihnen gab es auch nicht mehr, weshalb sie alle noch mehr schuften mussten, um die Arbeit für alle Blumenelfen verrichten zu können. Ihre trüben Gedanken woben sich in ihrem Kopf hin und her, bis sie richtig müde wurde. Am besten sollte sie einfach die Augen schliessen und auf das Ende warten. Ein tiefgrauer Nebel umschloss ihr Herz und sie liess sich in die trübe Welt ihres Schlafes fallen.
Ein schmatzendes Geräusch weckte die kleine Elfe aus ihren unerholsamen Träumen. Ihre grauen Augen flammten sofort auf, als sie bemerkte, dass das Schmatzen immer näher kam. Was für eine Teufelei würde jetzt wohl auf sie zukommen? Auf der hinteren Seite ihres Baumes raschelte es nun im Gras, das Schmatzen war verklungen. Was auch immer dort war, es war nur ein paar Meter entfernt von ihr. Ihr dünner Atem ging schneller vor Angst. Was würde wohl um die grossen Wurzeln der Eiche herumkommen? Ein kratzendes Geräusch schabte über den Boden, ein schwerer Körper schob sich Meter um Meter um den grossen Baum. Als die kleine Elfe meinte, ihr Herz müsse ihr vor Furcht in der Brust zerspringen, tauchte eine rundliche Gestalt vor ihr auf. Kleine schwarze Knopfaugen sahen die ihren neugierig an. Das Tier war so viel grösser, als sie selber, doch in dem Augenblick verfolg ihre Angst, denn sie erkannte die Freundlichkeit seines Wesens auf Anhieb. Glucksend schluckte das Tier etwas hinunter, bevor es sie ansprach. „Was bist du denn?“ Ein winziger Anflug von einem Lächeln stahl sich auf das kleine Gesicht am Baum. „Ich bin eine Efeuelfe. Und was bist du? Kannst du mir helfen von hier wegzukommen?“ Hoffnungsvolle Gewitterwolken Augen starrten das Tier an. Es legte den Kopf schief. „Ich bin ein Igel. Mein Name ist Omnom. Warte, ich guck mal, ist die Ranke den lecker?“ Sie konnte noch nicht einmal antworten, als es auch schon wieder schmatzte, doch diesmal neben ihr. Der Igel frass sich einfach durch die Liane und fast im gleichen Augenblick lockerte sich der Knoten am Ende. Freudig wand sich die Efeuelfe aus den Überresten der Ranke. „Ich danke dir Omnom, du hast mir das Leben gerettet. Wenn ich nur etwas tun könnte, um mich erkenntlich zu zeigen.“ Die Elfe sah den Igel erwartungsvoll an. Der frass in Ruhe die Ranke auf, bevor er antwortete.“ Hm, Wenn du nichts dagegen hast, ich könnte einen Wegbegleiter brauchen, ich möchte meine Familie besuchen. Sie lebt hinter den Felshügeln, in einem kleinen Wäldchen. Es scheint mir nicht so, als hättest du etwas anderes vor. Vielleicht erzählst du mir auf dem Weg etwas von denen, die dir das angetan haben?“ Omnom sah sie lieblich an. Die kleine Efeuelfe war begeistert von seinem Plan. Ja sie würde mit ihm reisen. Omnom lief voraus mit seinem wackelnden Gang, der etwas schwerfällig wirkte, während die Efeuelfe ihm auf flinken, wenn auch zurzeit noch ziemlich steifen Beinchen nachhüpfte. Doch sie waren nicht weit gekommen, als Omnom sich zu ihr drehte. „Wie heisst du eigentlich?“, fragte er sie verwundert über seine eigene Nachlässigkeit, die es ihm wohl erlaubt hatte ,diese Tatsache so lange ungeklärt zulassen. Der Blick der kleinen Elfe verhiess ihm jedoch nichts Gutes. „Ich habe keinen Namen. Im Elfendorf, gebührt es nur den Blumenelfen eigene Namen zu tragen. Die Efeuelfen besitzen keine.“ Eine Traurigkeit legte sich über ihre Stimme, der Omnom nichts entgegen zu setzen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen wie es sein musste ohne einen eigenen Namen zu leben. Doch die Efeuelfe liess ihn nicht lange zappeln, denn sie wusste ja, dass er auf Geschichten aus ihrer Heimat brannte, er hatte es ja deutlich erwähnt. „ Nun du musst wissen, es gibt bei uns Elfen verschiedene Rassen. Die höchsten sind die Rosenelfen. Unter ihnen wird alle 3 Jahre eine neue Königin gekrönt. Sie sind auch die eitelsten und hochmütigsten von allen. Dann gibt es noch die Nelkenelfen die sind besonders auf die Sauberkeit im Dorf bedacht. Sie sorgen dafür, dass alle wissen, wann sie welche Blüten zu putzen haben. Die Veilchenelfen haben die Aufgabe dafür zu sorgen, dass alle Elfen immer gut Duften. Sie sammeln mit Netzen die Blütenpollen aus der Luft und stellen Duftmittel zusammen, denn allen Elfen ist es sehr wichtig, gut zu riechen. Und die Distelelfen das sind die spitzzüngigsten. Sie beobachten immer alle andern, ob diese auch alles richtig machen. Vor allem kontrollieren sie aber uns Efeuelfen. Und dann wären wir bei meiner Rasse angelangt. Wir gelten nicht viel und wir dürfen uns auch nicht mit Blumenelfen unterhalten. Eigentlich sind wir nur da um die ganze Arbeit zu machen. Früher gab es noch mehr Elfenvölker, solche wie wir, die sich nicht andauern bestäuben und in neue Blüten wickeln, aber sie alle sind verschwunden, als die erste Rosenkönigin die Regentschaft antrat. Seither hat es immer nur noch Königinnen aus diesem Volk gegeben, und es wird wohl auch immer so sein. Ich war nicht das erste Opfer der Blumenelfen. Die jüngeren machen sich einen Spass daraus, Efeuelfen zu quälen. Sie setzen uns vor dem Elfendorf aus, als Beschwichtigung für die Hummeln. Sie denken, sollen die Hummeln lieber uns erwischen als eine von ihnen. Denn wenn die Hummeln angreifen, weil sie den Blütenstaub wollen, der an den Blumenelfen haftet, gibt es immer viele Tote zu beklagen. Und so wenden sie es ab. Mit uns als Ablenkung. Du weisst jetzt wie es bei uns zugeht. Können wir vielleicht da vorne eine Pause machen?“ Omnom schaute verwundert nach vorne und sah, dass da eine kleine, aber frisch sprudelnde Quelle war. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon so weit gelaufen waren. Er nickte und war selbst froh, seine kurzen Beine einen Moment ausruhen zu können. Er dachte über all das nach, was er eben gehört hatte. Es stand im so völligen Gegensatz, zu allem was er in seinen Kindertagen zuhause über Elfen erzählt bekommen hatte. Er hatte sich Elfen immer fröhlich singend vorgestellt, nett zu allen und nur auf die Natur bedacht. Doch nun offenbarte sich ihm, dass auch dieses kleine Naturvolk wohl zur Tyrannei neigte. Verächtlich schmatzte er ein paar mal vor sich hin. Nirgendwo gab es wohl mehr Frieden. Er sah sich nach ein paar Käfern um, die verspeisen konnte und wurde neben einem Stein fündig. Efeuelfchen dagegen, genoss das plätschernde Kühl und hatte schon ihre kleinen Füsschen in die tanzenden Wogen gestreckt. Nachdenklich schaute sie zum Nachthimmel empor, der sich im Osten bereits erhellte. Eigentlich hätte sie müde sein müssen, doch dem war nicht so. Als sie genug hatte von den sanften Wellen, die so langsam ziemlich kalt um ihre Gelenke spülten, zog sie sie wieder heraus und wischte sie an ein paar grossen Grashalmen ab. Omnom war wohl gerade eben fertig geworden mit seinem Imbiss und die beiden setzen ihren Weg in Richtung der schon viel näher liegenden Felsenhügel fort. Die beiden hatten einiges zu bereden. Omnom erzählte auch gerne lebhafte Geschichten, wie er mit seinem Vater Knopps und den beiden Schwestern Hariba und Cripsie wohl tagelang auf der Suche nach den besten Mehrwürmern gewesen war, und welchen Spass sie dabei gehabt hatten. Efeuelfchen hörte ihm gerne zu, denn er schien eine unbeschwerte Kindheit gehabt zu haben.
Die beiden wuchsen sich gegenseitig sehr ans Herz. Und nach zwei Tagen voller Erzählungen und kleiner Abenteuer, standen sie vor einer Kieselgrenze. Die seichte Wiese hörte einfach auf und grosse Hügelketten, aus lauter Steinen erhoben sich vor ihnen. „ Hmm, ich konnte diese karge Landschaft hier noch nie leiden, machen wir, dass wir auf die andere Seite kommen.“ Omnom murrte noch etwas vor sich hin, doch Efeuelfchen sah sich fasziniert die Linien in den grossen Steinen an, die vor ihr lagen. Bis jetzt hatte sie immer nur das Grün der Wiesen gekannt, aber diese Farben, die hier in einem einzigen Stein erscheinen konnten und die Muster die in den Steinen herumtobten waren von ganz anderer Schönheit. Sie konnte nicht verstehen, was man daran nicht hätte mögen können. Als Omnom loslief und anfing über und um die ersten grösseren Brocken zu klettern, wurde ihr nur noch froher ums Herz. Hier konnte man von Stein zu Stein hüpfen. Keiner würde ihr verbieten fröhlich herumzutoben, und es gab keine lästigen Äste, worin man sich die feinen Flügel hätte verfangen können. Ausgelassen sprang sie von Fels zu Kiesel und umgekehrt, wobei ihr Wegbegleiter nur den Kopf zu schütteln vermochte. Der Igelmann konnte die Freude der kleinen Elfe nicht verstehen. Er schlug sich andauernd sie Pfoten an, an dem kargen Untergrund und seine Fusssohlen schmerzten schon. Wenn das so weiter ging, würde es nicht lange dauern, bis die Füsse Bluten würden. Die kleine Hüpfelfe da drüben konnte von Glück sagen, sie hatte ja Flügel. Er wurde immer griesgrämiger und missmutiger, als Efeuelfchen mit einem langen Wurm in den spitzen Fingern auf ihn zukam. „Schau, den hab ich da drüben gefunden, der sieht doch bestimmt schmackhaft aus, nicht?“ Lachend gab sie ihm den Leckerbissen, den er natürlich gleich verdrückte. Gerade schien sich seine Laune wieder zu bessern, als ein grosser rötlicher Stein über die Hügel rollte. Ihm folgten zwei weitere graue Steinbrocken nach, und sie kamen direkt auf die beiden Reisegefährten zu. Omnom wollte gerade einen Warnruf ausstossen, als die Felsstücke direkt vor der verdutzten Elfe stehen blieben. Die kleine traute ihren Augen nicht, als mit lautem ächzen und knarzen der rötliche Stein einen Riss bekam, und sich öffnete. Direkt vor ihrem Gesicht spielte sich Seltsames ab. Der Stein bekam ein Loch und die Türwand, was sie anscheinend war, schob sich gegen aussen auf. Dann trat ein Geschöpf aus dem Stein hinaus, eines wie sie es noch nie in ihrem kurzen Elfenleben gesehen hatte. Es war etwa zweimal so gross wie sie, und doch nicht ganz so breit wie Omnom, es sah aus, als hätte es eine Haut aus glitzerndem Gestein, doch es lebte. Ein kluges Gesicht schaute sie von oben herab freundlich an, mit bernsteinfarbenen Augen. Es hatte keine Haare und starke Arme und beine. Und hinter der Kreatur entstiegen noch einmal zwei weitere den Steinen, noch grösser aber auch viel dicker als das erste. Die Elfe konnte den Blick jedoch nicht vom ersten abwenden. Efeuelfchen hörte noch wie Omnom ihr zurief, sie solle bloss fliegen, so schnell sie könne, doch es interessierte sie nicht im Geringsten. Sie wollte nur noch den ganzen Tag da stehen und das Geschöpf anschauen. Durch seine Haut die ebenso rötlich war wie der Felsbrocken aus dem es gestiegen war, schimmerten schwarze und dunkelgraue Linien hervor, was ihm ein Aussehen von rötlichem Marmor verlieh. Das Wesen war es schliesslich, welches sich zuerst auf sich selber besann und das Wort ergriff. Eine tiefe rollenden Stimme erklang, doch mit einer Sanftheit darin, wie man es sich nur schwer vorstellen konnte, wenn man nicht selbst dabei stand.“ Willkommen im Granatwald, schöne Fremde. Du siehst aus, als hättest du bereits eine weite Reise hinter dir. Kann ich dir ein frisches Mahl anbieten?“ nach einem kurzen Seitenblick fügte er hinzu:“ Dir und deiner Begleitung. Er sieht hungrig aus.“ „Oh dass ist Omnom, und der ist immer hungrig.“ Erwiderte Efeuelfchen etwas scheu. Omnom hatte es nun endlich geschafft sich durch die Felskrümel bis zu ihr hindurch zu kämpfen. „Komm schon wir verlassen diesen Ort, man hört nur schlechtes über die Trolle“ Ängstlich beäugte er die drei Wesen. Efeuelfchen konnte allerdings nichts sehen, was ihr bedrohlich vorkam. „Ein Troll bist du also? Ich dachte nicht dass es euch gibt.“ Sie staunte den Troll vor ihr an. „Nun ich habe auch nie wirklich an Elfen geglaubt, trotzdem scheinst du mir eine zu sein. Wirst du mein Angebot annehmen?“ Efeuelfchen sah rasch zu Omnom, der vehement den Kopf schüttelte und ihr bedeutete, ja nicht zu tun, was ihr vorschwebte. „Dann trennen sich wohl hier unsere Wege lieber Omnom. Ich möchte gern eine Weile hier bleiben. Bestell deiner Familie recht nette Grüsse von mir.“ Noch nie hatte sie sich bei etwas so sicher gefühlt wie bei dieser Entscheidung. Omnom blickte sie traurig an, doch er sah in ihren Blicken, die sie den roten Troll zuwarf, dass alles Bitten und Betteln vergebens sein würde. „Geh deine Wege, ich der Prinz der Sternentrolle versichere dir einen gefahrlosen Weg über den Granatwald. Dir wird kein Leid geschehen.“ Omnom vertraute dem grossen Wicht zwar keineswegs, aber er musste so oder so über die Felsenhügel. Da war es wohl besser mit der Absicherung eines Prinzen. „Efeuelfchen, ich hoffe du kommst mich mal besuchen.“ Seine Abschiedsworte waren weder gross noch schwungvoll, doch er meinte sie ehrlich und aus tiefstem Herzen. Dann Zog er mit einigem Abstand an den drei Trollen vorbei und blickte nicht zurück. Efeuelfchen sah ihrem Freund nach. „Keine Angst, ihr werdet euch wieder begegnen, komm nun aber mit in unsere Höhlen.“ Vertrauensvoll folgte die kleine Elfe dem Sternentroll und er half ihr galant über jedes noch so kleine Hindernis. Als sie am Eingang der Höhlen ankamen, liess er seine beiden Bediensteten vorauseilen, um ihre Ankunft kund zu tun und vorbeireiten zu lassen. Als sie durch das steinerne Tor schritten, staunte die Elfe nicht schlecht. Was von aussen rau und grob gewirkt hatte, war von innen mit den schönsten Mustern verziert. Edelsteine die in allen erdenklichen Farben leuchteten, prangten in aus Stein gemeisselten Blumenmustern. Grosse kunstvolle Laternen schmückten das Innere. Als Efeuelfchen sich sattgesehen hatte, drehte sie sich zum Sternentroll um. „Es ist so wunderschön hier, ich möchte diesen Anblick nie mehr missen.“ Lächelnd antwortete der Trollprinz: „ Niemand schickt dich hier weg, wenn du gewillt bist zu bleiben. Hier kann jeder tun wies ihm gefällt. Selbst die Bediensteten die du gesehen hast, sie machen das alle freiwillig, weil sie dem Königshaus gerne dienen möchten. Sie alle machen das nur solange sie wollen, und doch haben wir immer genug Freunde die uns alles aufbereiten was wir wünschen. Ist das bei euch nicht ebenso?“ Die Erkenntnis traf Efeuelfchen wie ein harter Windstoss im Herbst. Nein bei ihnen war es ganz und gar anders. Es war also so wie Omnom und sie es sich oft auf ihrer Reise ausgedacht hatten. Es war nicht immer alles wie es schien in der Welt.
Epilog:
Omnom hatte gerade den herbstlich, farbigen Laubhaufen verlassen um seinen Winterschlaf aus dem Fell und den Stacheln zu schütteln, als eine Amsel angeflogen kam und genau vor ihm Halt machte. Sie liess einen Kiesel Fallen, um den ein grosses Eichenblatt geschlungen war. Kaum hatte sie sich ihrer Last entledigt, flog sie auch davon.
Omnom nahm den Stein verwundert an sich. Knopps, Hariba und Cripsie hatten sich wohl noch nicht genug ausgeruht, da hatte er etwas Zeit den Steinbrocken genauer zu untersuchen. Er fand heraus, dass es wohl eher um das Blatt ging, als um den Stein, denn darauf waren deutliche Buchstaben zu sehen.
Mein lieber Freund Omnom
Es freut dich bestimmt zu erfahren, dass ich mein Glück hier im Granatwald gefunden habe. Der Sternentrollprinz den du zusammen mit mir kennen gelernt hast, hat sich als wundervoll, liebender Ehemann herausgestellt. Wir beide sind vor kurzen sogar Eltern geworden. Stell dir vor mein Freund, gleich 3 Kinder hat man uns geschenkt. Es sind übrigens ganz besondere Kinder, denn sie haben von uns beiden etwas. Die Trollfamilie nennt sie schon liebevoll, die drei Trolfen. Nun wir gedenken dir bald einen Besuch abzustatten. Bitte mach dir nicht zu viel Mühe, denn ich weiss ja, wie viele Gedanken du dir macherweil machst.
Mit besten Grüssen
Unterzeichnet:
Efeuelfchen und Sternentroll